Xen#
Xen ist eine Virtualisierungslösung unter Linux. Es erlaubt, mehrere Betriebssysteme auf einem einzigen Rechner zu betreiben. Hat man einen Prozessor, der Hardware-Virtualisierung unterstützt, können so sogar proprietäre Systeme wie Windows in einer eigenen Domain laufen. Auf normalen Prozessoren benötigt man einen angepassten Kernel für das Gastsystem. Xen ist eine echte Alternative zu UserModeLinux. Es soll viel schneller als dieses sein.
Xen unter Debian ETCH#
1. ETCH installieren#
2. XEN Pakete installieren #
Auf einem normalen System reicht folgender Befehl
aptitude install linux-image-xen-k7 xen-tools xen-utilsDiese Pakete installieren dann noch einige andere, abhängige. Dazu kann man, wenn man ein System mit Hardware-Virtualisierung (Vanderpool bzw. Pacifica) besitzt, noch xen-ioemu installieren. JensKapitza kommt dabei z.B. insgesamt auf folgende Pakete:
aptitude install -r libc6-xen linux-image-2.6-xen-686 linux-image-2.6.17-2-xen-686 \ linux-modules-2.6.17-2-xen-686 xen-hypervisor-3.0-unstable-1-i386 \ xen-ioemu-3.0-unstable xen-linux-system-2.6.17-2-xen-686 \ xen-utils-3.0-unstable-1 xen-utils-common
aptitute install -r xen-linux-system-2.6.18-3-xen-686ist eigentlich ausreichend, damit ist alles installiert (xen-tools nicht). Aber der Rest läuft.
Wer eine GUI will kann sich ja mal xenman angucken :
aptitute install -r xenman (erfordert einen X-Server | es soll aber auch remote gehen)
3. Rechnerconfig anpassen#
In der Datei /etc/xen/xend-config.sxp:
# diese Zeile nicht kommentieren (network-script network-bridge) # dafür aber diese #(network-script network-dummy)
4. REBOOT und dann im Grub Anwahl des Xen-Menüpunktes#
Jetzt wird der XEN Hypervisor geladen, dieser lädt sodann den Linux-Kernel, der dann als "Dom0" läuft. Dies ist das Linux-System, von dem aus die anderen Domains verwaltet werden. (Jedes virtuelle System nennt man eine "Domain"; die Dom0 ist die Haupt-Domain, die Gastsysteme werden auch als DomU bezeichnet.)
Rechner im Rechner (Gastsystem) erstellen#
1. aptitude install xen-tools (wenn noch nicht gemacht)#
Bei bedarf die config in /etc/xen-tools/xen-tools.conf ändern. Am besten mal alles durchsehen. Beispiele für sinnvolle Einstellungen sind:
# /etc/xen-tools/xen-tools.conf dir = /home/xen debootstrap = 1 size = 4Gb # Disk image size. memory = 128Mb # Memory size swap = 256Mb # Swap size # noswap = 1 # Don't use swap at all for the new system. fs = ext3 # use the EXT3 filesystem for the disk image. dist = etch # Default distribution to install. image = sparse # Specify sparse vs. full disk images.
2. Image erzeugen#
Hier müssen jetzt bei xen-create-image nur noch die Parameter angegeben werden, die anders sind als in der xen-tools.conf eingestellt wurden. Dies ist logischerweise immer der hostname, ggf. die IP usw. Beispiele sind:
xen-create-image --hostname testxen1 --debootstrap xen-create-image --hostname test1 --size 10Gb --ip 192.168.221.130
Ubuntu-Image erzeugen
Man kann auf einem Debian-Basissystem übrigens auch sehr einfach ein Ubuntu-Gastsystem erzeugen. Dazu benötigt man lediglich die aktuelle Version den Ubuntu-debootstrap-Paketes, die man z.B. auf https://wiki.ubuntu.com/DebootstrapChroot bekommt und dann mit dpkg -i debootstrap_0.3.3.0ubuntu7_all.deb installiert. Dann kann man mit einem Befehl wie dem folgenden ein Ubuntu-System installieren:
xen-create-image --memory 512Mb --swap 512Mb --size=10Gb \ --hostname ubuntu --ip 192.168.201.139 \ --dist edgy --mirror http://archive.ubuntu.com/ubuntu/
3. Xen-Gastsystem starten#
xm create -c /etc/xen/testxen1.cfg
Das "-c" sorgt dafür, daß man sofort auf der Konsole des neuen Systems ist. Hier kommt man mit "Strg-]" (auf einer deutschen Tastatur auch bekannt als "Strg-AltGr-9") wieder raus. Ohne "-c" startet die Doamin im Hintergrund und kann nun über das Netzwerk erreicht werden. Weitere Befehle, z.B. um eine Domain wieder herunterzufahren etc. ergibt xm help.
Autostart: Wer sein Gastsystem beim hochfahren automatisch starten will, erzeugt ein auto-Verzeichnis und folgenden Link:
cd /etc/xen mkdir auto cd auto ln -s ../testxen1.cfg testxen1.cfg
Netzwerk#
Wer verstehen will, wie das standardmäßig aufgesetzte Bridge-Netzwerk funktioniert und was alle die Devices sollen, sollte http://wiki.xensource.com/xenwiki/XenNetworking lesen.
Auf dieser Seite ganz unten steht auch ein Tip, wie man zwei Bridges erzeugt. Hat man einen Xen-Basisrechner mit zwei Netzwerkkarten, so kann man nun jede Gastdomain individuell mit einer der Netzweerkkarten verbinden, um z.B. eine DMZ abzubilden. Dabei ist es natürlich möglich, daß das Xen-Basissystem in der DMZ gar nicht angesprochen werden kann.
Wer udev im Xen-Gastsystem benutzt aber keine festen Mac-Adressen zuweist, sollte meinen Tip auf Udev lesen.
Viele Gäste und wenig loop-Devices#
Wer mit mehreren Gästen herumtestet, kommt irgendwann an folgende Fehlermeldung:
Error: Device 2049 (vbd) could not be connected. Backend device not found.
Das ist kein Beinbruch, sondern bedeutet, daß das Loop-Device (das z.B. für Image-Dateien gebraucht wird) im Normalfall nur 8 Dateien gleichzeitig benutzen kann. Dies ändert man leicht beim laden des loop-Kernelmoduls. Um das am Debianigsten zu machen, erzeugt man eine Datei /etc/modprobe.d/xen mit dem Inhalt:
# Konfiguration des Loop-Device zur Arbeit mit Xen und vielen Gastsystemen: options loop max_loop=200
Nun hat man einstweilen genug Devices zur Verfügung. (Kann mir eigentlich jemand sagen, wie man feststellt, wieviele loop-Devices schon belegt sind?) Eigentlich gehörte diese Datei in die Debian-Xen-Pakete (aber was nicht ist, kann ja noch werden...). -- ThomasBayen
HVM-Gastsysteme (z.B. Windows)#
Normale Gastsysteme sind "paravirtualisiert", d.h. der Zugriff auf bestimmte Hardwareressourcen (z.B. Festplatten und Netzwerkkarten) geschieht über besondere Xen-Schnittstellen. Deshalb wird in diesen Xen-Domains ein besonderer, angepasster Kernel benutzt, der diese Schnittstellen erkennt. Möchte man nun jedoch ein System laufen lassen, das diese Anpassungen nicht enthält, muss man eine komplette Virtualisierung haben. Das bedeutet, daß die komplette Hardware virtualisiert wird, also ein Harddisk-Controller, eine Netzwerkkarte und eine Grafikkarte. Das ist natürlich etwas langsamer, erlaubt es aber insbesondere, Windows laufen zu lassen. Diese Möglichkeit hat man allerdings nur, wenn der Prozessor dies unterstützt. Prozessoren ab ca. 2007 können dies. Bei Intel heisst das Vanderpool, bei AMD Pacifica.
Ich habe dabei folgende zusätzliche Einstellungen in die Konfigurationsdatei der Domain eingefügt:
kernel = 'hvmloader' builder = 'hvm' device_model = 'qemu-dm' vnc = 1 vnclisten = '*' keymap = 'de' disk = [ 'file:/home/xen/domains/'+instancename+'/disk.img,ioemu:hda,w' ,'file:/home/tbayen/winXP_InstallCD.iso,ioemu:hdc:cdrom,r' ] boot = 'd' vif = [ 'type=ioemu' ]
Bei "disk" und bei "vif" muss zusätzlich ein "ioemu"-Parameter angegeben werden, wie man sieht. Mit der Boot-Option stellt man ein, ob von der CD ('d') oder von der Festplatte ('c') gebootet werden soll.
Wie man übrigens sieht, bekommen HVM-Gastsysteme immer eine emulierte Festplatte im Image und können nicht mit Partitions-Images betrieben werden. Wem der Umgang mit diesen Images Kopfzerbrechen bereitet, findet auf http://www.osdev.org/osfaq2/index.php/Disk%20Images%20Under%20Linux eine Einführung, wie man Partitionen in einem Harddisk-Image mounten kann.
Was nicht geht / Gemecker#
Dokumentation bzw. Community#
Was ich erst nach einigem Ärger festgestellt habe ist, daß Windows 98 definitiv nicht läuft. Das Problem liegt wohl am HIMEM.SYS-Treiber und dürfte damit auch DOS erfassen. Wenn man die Doku genau liest, ist immer nur von Windows 2000/XP die Rede.
Schöner Scheiss! Können die nicht irgendwo sagen, was nicht geht?!? Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich vielleicht direkt für eine andere Technologie entschieden. :-( Diese Tatsache bestätigt meinen Eindruck von der Webseite, daß es keine echte "Community" gibt, die Xen entwickelt, sondern ein paar Firmen, die Teile Ihres Know-Hows intern behalten. Gerade, wenn man sich zum Thema "HVM" im Netz umsieht, gibt es einfach überhaupt keine Doku. Es gibt Konfigurationsbefehle (wie obiges "keymap"), die in irgendwelchen Beispielen auf der Mailingliste nebenher auftauchen, die aber niemals irgendwo offiziell dokumentiert sind. Nach wie vor fehlt also eine echte freie Virtualisierungslösung, hinter der eine Community steht und die deshalb nicht spontan sterben oder kommerziallisiert werden kann. -- ThomasBayen
/usr/share/doc/xen-docs-3.0/user.pdf.gz /usr/share/doc/xen-docs-3.0/interface.pdf.gz /usr/share/doc/xen-hypervisor-3.0.3-1-i386/changelog.Debian.gz /usr/share/doc/xen-tools/README /usr/share/doc/xen-tools/SUPPORT /usr/share/doc/xen-tools/README.Debian /usr/share/doc/xen-tools/examples /usr/share/doc/xen-tools/examples/update-modules.gz /usr/share/doc/xen-tools/examples/setup-kernel-initrd /usr/share/doc/xen-tools/BUGS /usr/share/doc/xen-tools/TODO /usr/share/doc/xen-utils-3.0.3-1/README.Debian.gz /usr/share/doc/xen-utils-common/examples/xmexample.vti.gz /usr/share/doc/xen-utils-common/examples/xmexample.hvm.gz /usr/share/doc/xen-utils-common/examples/xmexample1.gz /usr/share/doc/xen-utils-common/examples/xmexample2.gz in /usr/share/doc/xen-utils-common/examples/xmexample.hvm.gz #----------------------------------------------------------------------------- # Set keyboard layout, default is en-us keyboard. #keymap='ja' #de ?
-- JensKapitza
serielle Schnittstelle aus einer DomU benutzen#
Schlecht bzw. gar nicht offiziell dokumentiert ist auch die Frage, wie man eine physikalisch vorhandene serielle Schnittstelle aus einer DomU (also einem Gast-System) heraus benutzen kann. Dazu hier ein Link, wo dann doch ein bisschen was dazu steht: http://wiki.xensource.com/xenwiki/InstallationNotes Die Google-Zauberwörter, die hierzu weiterhelfen, sind xen serial domu.
Leider werden in den Standard-Debian-Kernels die seriellen Schnittstellen im Xen-Kernel ausgeschaltet. Das ist eine normale, empfohlene Xen-Option, weil Xen die Hardware aus der vor-PCI-Zeit nicht anständig aufteilen kann. Insbesondere benutzen die seriellen Schnittstellen feste IRQs, die auch noch andere Aufgaben im System haben können. Das ist wohl nicht richtig zu mappen.
Ein Versuch, per PCI-Mapping den USB-Anschluss in das Gastsystem zu mappen, schlug leider auch fehl. Ich hatte zwar im Gast einen USB-Anschluss und das Einstecken von Geräten wurde bemerkt, allerdings konnte ich weder den USB-Seriell-Adapter benutzen noch einen USB-Stick. Es schien immer noch Übertragungsprobleme zu geben. :-( -- ThomasBayen
Fehlermeldung: xen_net: Memory squeeze in netback driver.#
Immer mal wieder bei der Arbeit mit Xen stiess ich auf diese Meldung, die gerne auch in einem unheimlich schnellen Ablauf über die Konsole oder das Log rattert und dann meistens den Rechner unbenutzbar macht oder einen zum Ausschalten zwingt. Sie taucht immer auf, wenn man "eine Domain zu viel" startet. Das Problem ist scheinbar Speicher, der von der Dom0 (oder anderen) nicht rechtzeitig freigegeben wird, obwohl das möglich wäre. Die schönste Zusammenfassung zum Thema ist die Xen Bugzilla Seite hierzu. Im Grunde sagt aber diese Mail von der Debian Liste kurz und knapp, was zu tun ist. -- ThomasBayen
Links#
- http://www.cl.cam.ac.uk/research/srg/netos/xen/ Xen Homepage
- http://gentoo-wiki.com/HOWTO_Xen_and_Gentoo
- http://wiki.debian.org/Xen offizielle Seite zu Xen unter Debian
- http://www.huschi.net/16_185_de.html - Debian XEN Installation über Backports
- http://www.math.dartmouth.edu/~sarunas/xen_304_hvm_etch.html Howto für HVM (z.B. Windows-Guests) unter Debian Etch
- http://home.att.net/~Tom.Horsley/xen-fci.html Blog-Eintrag für XEN-Anfänger