Gibraltar Linux #

Link: http://www.gibraltar.at

Gibraltar Linux ist ein komplettes Debian-Linux-System, das von einer CD aus läuft. Es enthält alle benötigten Pakete, um als Router oder Firewall dienen zu können.

Da wir in der LUG Krefeld vorhaben, selber einen Server auf eine CD zu bannen, haben wir uns Gibraltar näher angesehen:

Aufbau #

Gibraltar scheint nur aus *.deb-Paketen zu bestehen. D.h. der Autor hat keine direkten Modifikationen am System vorgenommen, sondern diese jeweils sauber in Pakete gegossen.

Gibraltar benutzt nicht die normale Sys V-Initsequenz sondern das Debian-Paket file-rc. Dieses funktioniert im Prinzip genauso wie Sys V. Der Unterschied ist, dass keine grosse Verzeichnisstruktur aus rcX-Verzeichnissen mit vielen Links angelegt wird, sondern das die Informationen, die sonst im Verzeichnisbaum stehen, in einer einzigen Konfigurationsdatei stehen. Praktisch kommt das gleiche dabei heraus. Die zwei Unterscheide, die uns spontan einfielen, sind erstens der Nachteil, dass Tools, die sich auf das alte System verlassen, nicht funktionieren (allerdings fällt mir da spontan nichts wichtiges ein) und die Tatsache, dass eine Datei eklatant weniger Platz benötigt als hunderte Links. (geschätzt 30 Links in 6 Runlevels = 180 Links * Blockgroesse 4KB = 720KB) Dies kann in einer Ramdisk oder auf einer Diskette nicht unerheblich sein.

Konfiguration #

Falls keine Konfigurationsdiskette gefunden werden kann, führt Gibraltar eine Autokonfiguration durch. Hierbei stützt es sich auf die Kudzu-Bibliothek, die von RedHat stammt und die auch Knoppix benutzt. Allerdings werden, soviel ich sehen konnte, nur Netzwerkkarten eingerichtet. Da Gibraltar im Gegensatz zu Knoppix als Server gedacht ist, wird auf Sound, Video, etc. verzichtet.

Die Auto-Konfiguration ist modular, d.h. jede Teilkonfiguration wird durch ein eigenes Skript durchgeführt. Hier könnte man leicht weitere Skripte schreiben.

Ein Konfigurationstool per Web-Oberfläche ist nur in einer kostenpflichtigen Version enthalten. Allerdings stehen im freien Gibraltar alle normalen Debian-Konfigurationsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die Konfiguration (also das /etc-Verzeichnis) wird beim Herunterfahren des Systems auf eine eingelegte Diskette gespeichert und beim nächsten Booten automatisch wieder gelesen.

Vergleich mit Knoppix #

Gibraltar ist etwas einfacher und daher auch übersichtlicher als Knoppix. Außerdem scheint sehr darauf geachtet worden zu sein, mit echten Debian-Paketen zu arbeiten. Die Sourcen hierfür sind alle erhältlich. Gibraltar benutzt kein gepacktes CD-Image. Dadurch hat man natürlich nur 650MB Platz, aber andererseits wird der Bootprozess und die Erstellung des CD-Images dadurch wesentlich übersichtlicher. (Wenn wir mal soweit Profis sind, das wir einen Gibraltar-Server bis 650MB haben, sollten wir Erfahrung genug haben, um cloop nachzurüsten). Die Autokonfiguration von Knoppix scheint wesentlich mehr zu können, aber auch hier sollten wir IMHO erstmal das einrichten, was wir am Anfang brauchen und dann mit dem Wachsen des Systems weitersehen.

Fazit #

So sehr weit sind Knoppix und Gibraltar gar nicht voneinander entfernt. Beide bauen auf Debian auf und beide haben versucht, ihre Änderungen sauber in Pakete zu fassen. Beide basieren in der Konfiguration auf Kudzu, haben aber unterschiedliche Skripten hierzu geschrieben. Die unterschiedliche Zielsetzung als Desktop- und Rescuesystem bzw. als Server/Firewall scheint Gibraltar erstmal besser für unsere Bedürfnisse darzustellen. Wenn wir aber später auch Schülerrechner einrichten wollen, hat Knoppix weit die Nase vorne. Also sollten wir in allen Phasen in beide Systeme schauen und uns die Pakete zusammenstellen, die wir für die sinnvollsten halten.

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