Ich arbeite ja nun schon seit längerem mit einem LTSP Terminalserver mit ThinClients. Da kam mir der Gedanke, ob man nicht auch ein Android Gerät als Client hier einbinden könnte.
Neben der Möglichkeit, mit einem mobilen Gerät wie einem Handy oder einem Tablet von unterwegs auf den heimischen Desktop zu gelangen, gibt es in den letzten Monaten auch einige interessante Android-Geräte, die einen grossen Bildschirm (18-27 Zoll) mit Tastatur und Maus kombinieren und so einen echten PC-Ersatz für den Desktop bieten.
X-Server #
Meine normalen Clients booten vom Netz ein Debian-System und starten sodann einen X-Server, der sich per XDMCP beim Terminalserver einwählt. Also war meine erste Wahl die Suche nach einem X-Server. Ich habe hier zwei ausprobiert:
- https://play.google.com/store/apps/details?id=au.com.darkside.XServer
- https://play.google.com/store/apps/details?id=x.org.server&hl=de
Soweit ich das verstanden habe, sind beide Server komplett neu in Java geschrieben worden und enthalten nichts von dem jahrelang optimierten Code des Servers von x.org. Dementsprechend sieht die Performance auch aus. :-( Dazu muss man sagen, das ein langsamer X-Server prinzipbedingt recht nervig sein kann, da immer sowohl die Anzeige als auch die eingentliche Applikation verlangsamt werden. Bei einer "Fernsteuer"-Lösung wie VNC läuft die Applikation schnell durch und man kann schonmal "voraustippen", auch wenn man nichts sieht - das geht hier nicht.
VNC #
VNC arbeitet asynchron, dadurch fühlt es sich ganz anders an. Auf der einen Seite muss man nie das Gefühl haben, auf die Applikation warten zu müssen, weil diese auf dem Terminalserver ganz flott durchläuft. Obwohl VNC also gerade bei kleineren Änderungen wie z.B. bei der Texteingabe manchmal objektiv recht langsam ist und vor allem Änderungen nicht in der ausgegebenen Reihenfolge durchführt (sondern eher "von oben nach unten"), kann es sich gerade auf langsamen Leitungen schneller anfühlen.
Ich habe mir aus dem App-Store die App "Android-vnc-viewer" installiert. Mit Ihrer Hilfe kann man recht gut auf einem Server arbeiten. Insbesondere im Vergleich mit den beiden lahmen X-Servern schneidet diese Lösung ziemlich gut ab.
Ein weiterer Vorteil ist auch, das man nicht eine besondere Terminalserver-Umgebung braucht, sondern auch seinen normalen Linux-Desktop (oder sogar andere Betriebssysteme...) fernsteuern kann. Um seinen aktuellen Linux-Desktop als VNC zu exportieren, gibt es verschiedene Tools passend zu den verschiedenen Linux-Desktops oder auch den Kommandozeienl-Befehl x11vnc.
Um einen eigenständigen Desktop zu starten (der also vom normalen angezeigten Desktop des Linux-Rechners unabhängig ist), z.B. für einen Terminalserver, habe ich das Paket tightvncserver installiert und folgenden Befehl benutzt:
Xtightvnc :1 -geometry 1280x730 -depth 16 -query localhost
Dabei habe ich einen xdmcp-fähigen Desktop Manager (z.B. kdm) benutzt, der auf den Query des VNC X-Servers reagiert.
Die Geometrie 1280x730 gilt für mein Nexus 7 (2012). Dieses hat 1280x800 Pixel, allerdings klaut die Zeile mit den Systembuttons nochmal ca. 70 Pixel. Falls jemand einen VNC-Client findet, der im echten Fullscreen arbeitet, kann man diese auch noch nutzen.
und sonst noch ein paar Tips..? #
Je nach dem anzeigenden Gerät bietet es sich übrigens evtl. an, eine kleinere Geometrie zu wählen. Man kann den Client dann so einstellen, das er die Anzeige auf sein Vollbild skaliert. Dadurch werden die angezeigten Buttons und Schriften etwas größer und damit leserlicher - vor allem aber besser per Wurstfinger touch-bar. ;-)
Für einen echten Terminalserver-Client braucht man nun noch eine Maus und Tastatur, z.B. per Bluetooth oder per USB (wenn das Gerät dafür einen Anschluß hat). Dennoch gelang es mir, auf einem Nexus 7 Tablet auch ohne diese halbwegs ordentlich zu arbeiten, z.B. für kleinere Wartungsarbeiten per Fernsteuerung u.ä.